Vom Bierhappen bis zum Braten
Traditionen haben manchmal etwas Verstaubtes, gerade wenn es um Lebensmittel oder Gastronomie geht. Und natürlich ist es aufregend, sich durch die Crossover-Küchen dieser Welt zu probieren und auch am heimischen Herd immer mal wieder etwas zu wagen, gerne unter Verwendung von Zutaten aus dem japanischen Supermarkt oder ähnlich spannenden Foodlocations. Doch wir wären nicht in Düsseldorf, wenn sich das kulinarisch Bewährte nicht nahtlos einfügen würde in eine kosmopolitisch geprägte Lebensart. Das bleibt für euch jetzt etwas theoretisch? Dann schaut zuallererst in den Düsseldorfer Brauhäusern vorbei. Aber auch in vielen anderen Kneipen, Bars und Restaurants – allen voran jenen der Altstadt – könnt ihr erleben, wie man Tradition zeitgemäß feiert. Diese sieben Spezialitäten solltet ihr unbedingt kennen lernen oder wieder mal genießen.
Altbier
Warum ist es am Rhein so schön? Nein, Düsseldorf muss man sich nicht erst schön trinken, aber „et leckere Dröppke“ ist der Attraktivität der Rheinmetropole sicher nicht abträglich. Bis in die römische Antike reicht die Tradition des Altbierbrauens zurück, einige der in Düsseldorf noch immer ansässigen Hausbrauereien haben ihre Wurzeln im 19. Jahrhundert. Eine geführte Altbier-Tour hat da nicht nur kalorischen, sondern durchaus auch historischen Nährwert. Natürlich könnt ihr auch auf den Guide verzichten und euch einfach in die Eckkneipe eurer Wahl begeben. Oder ihr steuert auf direktem Weg die sprichwörtlich „längste Theke der Welt“ an: Über 250 Kneipen und Bars zählt allein die Düsseldorfer Altstadt, vielerorts wird das Obergärige mit dem herb-würzigen Aroma ausgeschenkt – natürlich stilecht im 0,25-Liter-Glas. Im Sommer verlagert sich das gesellige Geschehen verstärkt nach draußen, zum Beispiel auf die Ratinger Straße oder „Retematäng“, wie Ortskundige schon mal zu sagen pflegen. In den einschlägigen Düsseldorfer Brauhäusern werden zum Frischgezapften gerne weitere Düsseldorfer Spezialitäten konsumiert, um die Partynacht oder Kneipentour auf eine gute Grundlage zu stellen. Genau das schwebt auch euch vor? Dann studiert die nachfolgenden Tipps und probiert euch durch die Schmankerln, die Düsseldorf ergänzend zum Altbier kulinarisch zu bieten hat.
Mehr zum „leckeren Dröppke“ und den alteingesessenen wie jüngeren Hausbrauereien erfahrt ihr hier:
https://www.duesseldorf-tourismus.de/erleben/essen-und-ausgehen/brauereien
Halve Hahn
Achtung, Verwechselungsgefahr! Der „Halve Hahn“ ist kein halbes Hähnchen – ein Trugschluss, dem auch so manche/r Local schon aufgesessen ist. Vielmehr handelt es sich beim Halven Hahn schlicht und bodenständig um ein halbes Roggenbrötchen – im Rheinland auch „Röggelchen“ genannt – mit Gouda. Dazu gibt’s, je nach Interpretation der (Brauhaus-)Küche, Butter, gerne auch saure Gurken und, ganz wichtig, scharfen Senf, hier als Mostert bekannt. Manchmal wird der Teller außerdem mit Zwiebeln garniert, das Belegen des Brötchens übernimmt traditionell der Gast selbst. Pflicht zu diesem Altstadtklassiker ist natürlich ein frischgezapftes Alt. Woher der irreführende Name stammt, bleibt umstritten. Eine Legende besagt, der Halve Hahn sei der Pausensnack der Köbesse, der Brauhauskellner, gewesen und von diesen immer erst dann verzehrt worden, wenn das Fass bis zum Hahn geleert war. Anders als das Altbier ist der Halve Hahn übrigens eine Spezialität, die ihr in Düsseldorf und Köln bekommt – ein Beitrag zur interkulturellen Verständigung also.
Düsseldorfer Senfrostbraten
„Jede Jeck es anders“ besagt das rheinische Grundgesetz, und das Beste an der Brauhaustradition ist vielleicht, dass sie sich so vielfältig zeigt. Wer sich im Brauhaus mit seinen Freund*innen auf ein schnelles Alt verabredet, ist hochwillkommen. Und klönt man sich doch mal wieder um Kopf und Kragen, hilft gegen den kleinen Hunger ein Bierhappen (wie der Halve Hahn). Oder ihr plant spontan oder bereits im Vorfeld ein gemeinsames Abendessen ein. Denn bekanntermaßen stehen in den Brauhäusern Expert*innen der rheinischen Küche am Herd. Ein Muss für alle, die sich gerne ab und zu ein gutes Stück Fleisch gönnen, ist der Düsseldorfer Senfrostbraten. Innen saftig zart, außen knusprig: Für die Spezialität aus dem Ofen werden medium rare gebratene Rumpsteaks mit einer Senfzwiebelkruste gratiniert. Hier liegt der Teufel wie so oft im Detail. Mit welchem Senf sind die karamellisierten Zwiebeln zu vermischen? Wie verhält es sich mit Semmelbröseln? Die Liste der Zubereitungsfragen und Küchengeheimnisse ließe sich fortführen. Was die Beilagen betrifft, haben sich hausgemachte Bratkartoffel und ein kleiner Salat bewährt. Ob der Düsseldorfer Senfrostbraten noch unter leckere Hausmannskost fällt oder den Definitionsrahmen sprengt, ist schwer zu sagen. Jedenfalls steht der Klassiker vielfach auch in Restaurants mit gehobener Küche auf der Karte. Das befeuert den Suchtfaktor weiter.
Ramen in Little Tokyo
Ein Viertel wie kein zweites, das gar Straßennamen mit japanischen Schriftzeichen führt, findet ihr in Little Tokyo vor. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand, der einmal da war, immer wieder kommt, stehen bei – sagen wir – 98 Prozent. So vielseitig und verführerisch erscheint die Gegend rund um die Immermannstraße jedes Mal aufs Neue. Wenn sich Liebe in Form eines Gerichts darstellen ließe, würde Ramen wohl ganz weit oben auf dem Sieger-Treppchen landen. Eine frisch gekochte, heiße und entsprechend dampfende Brühe, die auf liebliche Weise die Aromen von Soja, Gemüse und Fleisch oder Fisch verbindet, und nach der ganz Japan und etliche Teile der Rest der Welt völlig zu Recht völlig verrückt sind. Klar, dass sich die Spezialität allein deswegen auch in vielen Lokalen Little Tokyos genießen lässt. Wollt ihr ganz sicher gehen, auch ja keine der vielen verschieden Variationen zu verpassen, streicht sämtliche Termine aus euren Kalendern. Denn in Düsseldorf reiht sich ein Ramen-Restaurant an das nächste, die Möglichkeiten des Probierens erscheinen entsprechend endlos. Also: An die Löffel, an die Stäbchen, fertig, los!
Senf
Ihr habt unsere Spezialitäten-Tipps bis hierhin aufmerksam studiert? Dann sollte euch eines nicht entgangen sein: Düsseldorf ist eine Senfstadt. Der Halve Hahn möchte mit der Würzpaste veredelt werden, und für ein Lieblingsgericht wie den Düsseldorfer Senfrostbraten ist Senf konstitutiv. Dass dieser nicht süß, sondern scharf zu sein hat, versteht sich von selbst – wir sind ja schließlich nicht in Bayern. Vier Düsseldorfer Senfsorten sind EU-weit als Original aus der Stadt am Rhein geschützt. Das älteste Produkt, der „aechte Düsseldorfer Mostert“, kam im Jahr 1726 erstmals auf den Markt und wird heute noch immer so hergestellt wie anno dazumal. Bei der Vermahlung der braunen und gelben Senfsaat kommt ein 500 kg schwerer Granitmühlstein zum Einsatz. Statt in die Tube wird der Senf danach in einen Topf aus Steingut abgefüllt – eine Tradition, die in Düsseldorf so stark verankert ist, dass zum Auftakt der Karnevalssession am 11.11. um 11.11 Uhr der Hoppeditz vor dem Rathaus aus einem Senftöpfchen steigt. Dass es Düsseldorf bei all dem gelingt, die Tradition mit der Gegenwart und Zukunft zu vermählen, beweisen nicht zuletzt kreative Rezepturen wie Meerrettich-, Bärlauch- oder Altbiersenf.
Himmel un Ähd
Prinzipien sind dazu da, gebrochen zu werden. Daher kommt dieses beliebte Gericht auch gut ohne Senf aus. Himmel un Ähd, auf Hochdeutsch „Himmel und Erde“ – bereits der Name gibt Hinweise auf die Zutaten. Die Äpfel für das Apfelmus, das für die fruchtig-frische Note dieser rheinischen Komposition sorgt, wachsen in luftiger Höhe am Baum, während „Erdäpfel“ bekanntlich unterirdisch gedeihen. Daraus wird das unverzichtbare Kartoffelpüree zubereitet (oder die Stampfkartoffeln, hier scheiden sich die Geister). Himmel un Ähd ist also vom Grundsatz her ein vegetarisches Gericht. Allerdings gehört die nicht namensgebende frische Blutwurst, in Scheiben geschnitten, leicht meliert und – Achtung: Schmelzgefahr – nur kurz von beiden Seiten gebraten, für viele dazu wie der Köbes zum Brauhaus. Und auch auf geröstete Zwiebeln möchten Kenner*innen nicht verzichten. Auch bei dieser Spezialität gibt es zahlreiche Interpretationen, man munkelt sogar von einer japanisch-rheinischen Version, begleitet von Algensalat. Fest steht: Auch Düsseldorfer Sterneköche haben sich bereits an Himmel un Ähd versucht. Das leuchtet ein, denn das Gericht ist himmlisch und bodenständig zugleich. Muss man probiert haben.
Kräuterlikör
Es ist ein offenes Geheimnis: Die traditionellen Düsseldorfer Spezialitäten kommen gerne etwas deftiger daher. Und was eignet sich besser zum Abschluss eines guten, herzhaften Essens als ein Kräuterlikör? Tatsache ist: In Düsseldorf versteht man sich nicht nur auf Obergäriges, sondern auch auf Hochprozentiges. 42 Volumenprozent Alkohol dürfen es schon sein, um im Magen mal so richtig aufzuräumen. Die Geschmacksnerven werden mit Zutaten aus bis zu 98 Kräutern, Beeren und Früchten aus aller Welt verwöhnt. Die rein natürlichen Rohstoffe, das feinherbe Aroma, die schonende Herstellung nach alten Rezepturen – all das sind gute Gründe, zum Kräuterlikör aus der Heimat zu greifen. Neben dem Geschmack zählt hier einmal mehr die Geselligkeit, und die bekommt ihr in einer der zahlreichen Kneipen, Bars und „Kabüffkes“, die das Düsseldorfer Kultgetränk ausschenken, gratis dazu. Besonders in der Altstadt geht wenig ohne den Kräuterlikör, der längst auch außerhalb der Stadt- und Landesgrenzen geliebt und konsumiert wird. Ihr möchtet mehr über die Herstellung erfahren? Besucht doch mal jene gläserne Produktionsstätte im Düsseldorfer Medienhafen.
Weitere Informationen zu spannenden Orten und Geschichten findet ihr auf „Düsseldorf Storys“.
Dieser Text ist gefördert durch REACT-EU und gesponsort von Düsseldorf Tourismus.